Umgang mit Krankheit

Per Telefon Ängste ab­bauen und An­steck­un­gen ver­meiden

Beratungen aus der Ferne, neue Ängste und Un­sicher­hei­ten sowie Contact Tracing: Das neue Corona­virus hat die Ar­beit der Lungen­liga-Berater­innen und -Be­rater verändert.

Ein Morgen im Sommer 2020 in Basel: Deni­se Loren­zoni setzt sich an ihren Schreib­tisch und wählt eine Nummer. Am ande­ren Ende der Leitung nimmt eine ältere Frau den Hörer ab; sie leidet an der chronisch ob­struk­tiven Lungen­krank­heit COPD. Normaler­weise würde die Be­raterin der Lungen­liga beider Basel an ihrer Haus­türe klingeln und sie vor Ort betreuen. Seit Aus­bruch der Coro­na-Pan­demie ist jedoch Vor­sicht gebo­ten, falls mö­glich finden Ge­spräche telefonisch statt.

Lego-Autos statt Enkel­kinder

Als im März 2020 die Zahl der Corona-Fälle expo­nen­tiell anstieg, reduzier­te die Lungen­liga ihre Haus­besu­che auf ein Mini­mum und sat­telte um auf telefo­nische Be­treu­ung mit einem starken Fokus auf die psy­cho­sozia­le Beratung. Dies sei eine inten­sive Zeit ge­wesen, erzählt De­nise Loren­zoni. Sie selbst erledig­te ein Tele­fonat nach dem anderen, beim Empfang klin­gelte es im Minuten­takt. Insbesondere bei COPD-Be­trof­fenen, die zu den beson­ders gefähr­deten Personen gehören, seien Verunsicher­ung und Ängste zu Beginn der Krise gross gewesen. «Viele Perso­nen hat­ten grosse Angst, sich anzu­stecken und daran zu sterben.»

In diesen Fällen habe es meist geholfen, die Verhal­tens- und Hygiene­regeln genau anzuschau­en und den Perso­nen zu bestä­tigen, dass sie diese richtig umsetzten. Dennoch seien die Ge­spräche oft nicht einfach gewesen. «Eine Be­lastungs­situation zu be­sprechen, ohne die Mimik und Gestik des Gegen­übers zu sehen, ist schwierig. Und bei Personen, die ohnehin nicht sehr ge­sprächig sind, fehlt der direk­te Kon­takt besonders.» Auch hätten viele da­runter gelitten, dass sie ihre Enkel­kinder nicht sehen konnten, und die Be­wegung sei während der Iso­lation häufig zu kurz ge­kommen.

Dennoch hat Denise Loren­zoni auch Positi­ves zu erzählen. Viele Be­troffe­ne hätten grosse Unterstüt­zung durch Nachbarn oder Be­kannte erhalten und Hobbys wie Kochen, Puzzeln oder das Bauen von Lego-Autos wieder­entdeckt. «Und ich habe viel Dank­barkeit erfahren; dafür, dass wir nach­fragen, dass wir zuhören, dass wir da sind.»

Lungenliga eruiert Kontakt­-­personen

Noch stärker verändert hat die Corona-Pande­mie die Arbeit von Anick Leblanc Liaudat, Team­leiterin Heim­therapie bei der Lungen­liga Freiburg, und ihrem Team. Noch vor dem Lockdown bat das Frei­burger Kantons­arztamt die Lungenliga um Unterstüt­zung bei der Rückver­folgung von Infektions­ketten, dem sogenann­ten Contact Tracing.

Dies, weil die Lungen­liga Freiburg  – wie auch die meisten anderen kanto­nalen Lungen­ligen – bei Tuberku­lose-­fällen bereits Umge­bungs­unter­suchun­gen durch­führt und über ent­sprechen­des Fachwissen verfügt.

Appell an die Eigen­verant­wortung

Wird eine Person im Kanton Frei­burg positiv auf COVID-19 getestet, nimmt eine Fach­person der Lungen­liga Kontakt mit der infizier­ten Person auf. «Wir infor­mieren sie über das Resultat, erkun­digen uns nach ihrem Gesund­heits­zu­stand, erklären, wie sie sich iso­lieren muss, und helfen, die Ver­sor­gung mit Lebens­mitteln sicher­zustellen», erklärt Anick Leblanc Liaudat.

Eben­falls stellt die Lungen­liga eine Liste mit engen Kontakt­personen auf, die sich in Quaran­täne begeben müssen. Viele der Infizier­ten hätten bereits mit einem positi­ven Resultat gerech­net, sagt Leblanc Liaudat. «Man­che hin­gegen sind überrascht, teils sogar wütend.» Gerade bei Selbsts­tän­diger­werben­den oder ande­ren Per­sonen, bei denen ein Ausfall finan­zielle Schwierig­keiten nach sich ziehe, sei der Frust nach­voll­ziehbar.

«Wir erinnern sie jedoch ein­dringlich daran, dass wir das Virus nur in den Griff bekommen, wenn alle mit­machen. Und in den aller­meisten Fällen wirkt dies.»

So überstehen Sie die Isolation

  • Halten Sie eine Tages­struktur ein.
  • Planen Sie Ihren Tag mö­glichst genau.
  • Konsumieren Sie Me­dien be­wusst und gezielt.
  • Besinnen Sie sich auf Ihre Stär­ken.
  • Bewegen Sie sich.
  • Pflegen Sie Ihre so­zia­len Kontak­te über Videotelefonie.
    www.psychologie.ch
  • Mehrere kantonale Lungen­li­gen bieten zudem Sozial­bera­tung und psycho­soziale Bera­tung an:
    www.lungenliga.ch/sozialberatung