«Betroffene sollten mindestens eine Methode in der Hand haben»
Das Leben mit einer Krankheit wie der chronisch obstruktiven Lungen erkrankung (COPD), Schlafapnoe, der Cystischen Fibrose oder Long Covid ist oft schwierig und mit Einschränkungen verbunden. Um Betroffene zu unterstützen, ihr Leben mit ihrer Krankheit besser zu meistern, bieten die kantonalen Lungenligen verschiedene Beratungen, Kurse und Coachings an. Irène Businger, Projektleiterin Gesundheitsförderung & Prävention der Lungenliga Zentralschweiz, gibt einen Einblick in ihre Coaching-Arbeit.
Irène Businger, was sind die Ziele eines Coachings?
Ein wichtiges Ziel ist, dass die Betroffenen sich unterstützt, wohl und verstanden fühlen. Dafür braucht es Fachpersonen, die die Krankheit kennen, zuhören und die richtigen Fragen stellen. Nach dem Abschluss des Coachings sollten die Betroffenen mindestens eine Methode in der Hand haben, welche für sie unterstützend ist. Das kann eine Atemübung, eine Entspannungstechnik oder eine Planungsmethode sein, um mit den vorhandenen Ressourcen besser durch den Tag zu kommen.
Wie hilft ein Coaching den Betroffenen, sich auf die Gesundheit zu konzentrieren und so im Alltag gut zurechtzukommen?
Das Coaching gibt ihnen die Möglichkeit, über ihr Leben, ihre Krankheit und den Umgang damit zu erzählen und diese Punkte zu reflektieren. Oft werden den Betroffenen Dinge bewusst, die sie sonst nicht realisieren. Zum Beispiel, wie schnell sie mithilfe der Atmung entspannen können oder dass Bewegung trotz Einschränkung hilfreich ist. Dazu kommen Inputs, etwas Neues auszuprobieren oder einen anderen Zugang zu finden. Damit können die Betroffenen etwas anfangen.
Wie finden Sie die Punkte, wo Sie ansetzen können?
Manchmal ist es offensichtlich, wie bei der Körperhaltung, Atemproblemen, Erschöpfung oder Konzentrationsschwierigkeiten. Und oft schätzen die Betroffenen sich und ihre Situation schon gut ein, wissen aber nicht, was sie machen können. Da braucht es häufig nur einen Hinweis oder die Bestärkung, das zu nützen, was schon da ist.
Im Coaching suchen die Betroffenen Hilfe im Umgang mit ihrer Krankheit. Wie gehen Sie da vor?
Die Betroffenen haben die Möglichkeit, über ihre Krankheit zu sprechen. In einem ersten Schritt ist es wichtig, dass die Situation anerkannt wird, man auch einmal sagen kann, dass man am Anschlag ist oder – im Gegenteil – mehr tun möchte. Dann folgt die Akzeptanz, dass man jetzt in dieser Situation ist und hier ansetzen muss. Danach ist es möglich, neue Wege zu finden, auszuprobieren und Probleme anzugehen.
Wie können Sie jemanden ermutigen, Atemübungen zu machen, eine Methode zu nutzen oder etwas Neues auszuprobieren?
Ich kann die Betroffenen im Coaching an solche Hilfsmittel heranführen. Sie können gewisse Tests machen, Bewegungen und Übungen ausprobieren und so herausfinden, was hilft. Diese Hilfsmittel können sie dann in den Alltag integrieren.
Was ist, wenn jemand sich im Coaching zwar helfen lassen will, es aber nicht funktioniert?
Wenn die Erschöpfung so gross ist, dass schon der Weg ins Coaching und wieder nach Hause das ganze System überlastet, braucht es andere Lösungen. Allenfalls kann das Coaching online stattfinden. Oder wenn man im Coaching merkt, dass die Methoden nicht funktionieren, kann ich diese mit den Betroffenen direkt anschauen und anpassen.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie nach dem Abschluss eines Coachings?
Oft sagen die Betroffenen, dass ihnen das Gespräch extrem viel gebracht hat und ihnen klar wurde, was sie als Nächstes unternehmen können. Und vielen war nicht bewusst, dass die Atmung eine so wichtige Ressource ist. Dadurch fühlen sie sich gestärkt.